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Nuklearmedizin bietet Peptidrezeptor-basierte Therapie

19.10.2023

Phase-III-NETTER-2-Studie zeigt Erfolge

Breaking News:

  • Phase-III-NETTER-2-Studie (NCT03972488) bei gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET) zeigt Erfolge
  • NET sind seltene Erkrankungen, die oft erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt werden.
  • Die Nuklearmedizin verfügt über spezielle diagnostische und therapeutische Möglichkeiten bei NET

Gastroenteropankreatische neuroendokrine Tumoren (GEP-NET) sind seltene bösartige Geschwülste im Magen-Darmtrakt und der Bauchspeicheldrüse. Sie treten in Österreich mit einer Inzidenz von 2,51 pro 100.000 Einwohnern bei Männern und 2,36 pro 100.000 Einwohnern bei Frauen auf. Somit erkranken in Österreich ca. 210 Menschen pro Jahr an dieser seltenen Tumorerkrankung. Da diese Tumoren in etwa 70% asymptomatisch verlaufen und die meisten sehr langsam wachsen, entdeckt man sie meist sehr spät und leider im metastasierten Zustand. In Österreich leben ca. 4.500 Betroffene mit einem NET.

Die Nuklearmedizin spielt eine entscheidende Rolle bei der personalisierten Medizin und Therapie von neuroendokrinen Tumoren. Sie ermöglicht es, die Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse und den Tumorstatus des Patienten zuzuschneiden. Die meisten dieser GEP-NET (ca. 95%) exprimieren sog. Somatostatinrezeptoren an Ihrer Zelloberfläche. Diese sind das Ziel für nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie („Theranostik“).

Mit Nuklearmedizin zu einer frühzeitigen Diagnose und Bestimmung des Ausmaßes (Staging) von NET´s

Unter Verwendung von nuklearmedizinischen Bildgebungsverfahren, wie der Positronenemissionstomographie (PET) mit speziellen radioaktiven Medikamenten, die an den Somatostatinrezeptoren auf den Tumorzellen binden, können GEP-NET‘s sichtbar gemacht werden. Es kann so die Lokalisation und die Ausbreitung des Tumors erkannt werden, wichtig um die personalisierte therapeutische Planung vorzunehmen.

Die Nuklearmedizin bietet eine Peptidrezeptor-basierte Therapie

Wenn man die Substanz, die an die Somatostatinrezeptoren bindet, mit einem anderen Radionuklid markiert, kann man sie für einen therapeutischen Einsatz verwenden. Zum Unterschied von der Diagnostik müssen die in der Therapie verwendeten Radionuklide eine Strahlenwirkung auf den Tumor ausüben. In der NETTER- 2 Studie wird hierfür das Radionuklid Lutetium-177 verwendet. Da es sich bei dem radioaktiven Medikament um ein sogenanntes Peptid, ein kleines Eiweißmolekül, handelt, spricht man von Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT). Durch die feste und stabile Bindung des Peptids an die Tumorzelle wird eine hohe lokale Strahlendosis erzielt. So können mit einer Injektion Tumoren an vielen unterschiedlichen Orten erreicht und behandelt werden. Die Behandlung wird üblicherweise in Zyklen von 8 Wochen mit 4-maliger Verabreichung geplant. Sie ist fast immer sehr gut und nebenwirkungsfrei verträglich. Das gesunde Gewebe wird von der Strahlung kaum betroffen.

Nuklearmedizinische Überwachung des Verlaufs nach Therapie bringt große Vorteile

Nach der Behandlung von GEP-NETs ist die Nachsorge wichtig, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen. Die nuklearmedizinische Bildgebung eignet sich wegen ihrer hervorragenden Nachweisempfindlichkeit bei dieser Erkrankung besonders gut zur Bewertung des Therapieerfolgs bzw. zur Früherkennung eines Rückfalls des GEP-NET.

Die Verbesserung der Lebensqualität ist ein entscheidender zusätzlicher Parameter

Progressionsfreies Überleben (progression-free survival, PFS) ist ein wichtiger Endpunkt in klinischen Studien zur Bewertung der Wirksamkeit von Krebstherapien. Es bezieht sich auf die Zeitspanne, in der der Krebs nicht fortschreitet oder sich verschlimmert. In klinischen Studien wird das PFS regelmäßig als Endpunkt verwendet, um festzustellen, ob eine neue Therapie effektiver ist als die Standardbehandlung.

In der NETTER-2 Studie wird das PFS von Patienten mit GEP-NETs durch die PRRT verlängert. Das bedeutet, dass die Tumorerkrankung ohne zusätzliche Therapien länger unter Kontrolle ist und sich nicht verschlimmert. Durch diesen wertvollen Zeitgewinn wird auch die Lebensqualität der Erkrankten entscheidend verbessert.[1]

NUKLEARMEDIZIN: BEHANDLUNG MIT DURCHBLICK

Unter Nuklearmedizin versteht man den Einsatz von radioaktiven Arzneimitteln für Diagnostik, Therapie und medizinische For­schung. Der Begriff Diagnostik umfasst die medizinische Bildgebung und bildfreie Ver­fahren wie beispielsweise Bluttests. Durch die Möglichkeit, Zielstrukturen an Tumorzel­len treffsicher darzustellen und zu behan­deln, werden nuklearmedizinische Verfahren im Kontext der Personalisierten Medizin zu­nehmend auch bei Tumorerkrankun­gen eingesetzt.

Die Österreichische Gesellschaft für Nuklear­medizin & Molekulare Bildgebung (OGNMB) ist die von der Österreichischen Ärztekammer für das Sonderfach Nuklearmedizin akkredi­tierte Fachgesellschaft und fördert unter an­derem Wissenschaft, Ausbildung und sichere Praxis auf dem Gebiet der Nuklearmedizin.

https://www.ognmb.at
https://www.behandlung-mit-durchblick.at


[1] Breaking News – Personalisierte nuklearmedizinische Therapie bei aggressiven fortgeschrittenen neuroendokrinen gastroenteropankreatischen Tumoren

Die Phase-III-NETTER-2-Studie (NCT03972488) erreichte den primären Endpunkt der Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und den wichtigen sekundären Endpunkt der objektiven Ansprechrate (ORR) bei Patienten mit fortgeschrittenen gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NETs) Grad 2 und 3, die als Erstlinientherapie eine Behandlung mit 177Lutetium-Oxodotreotid (Lutathera®) in Kombination mit langwirksamem Octreotid im Vergleich zu hochdosiertem langwirksamem Octreotid (Sandostatin LAR® 60 mg) allein erhielten.

Diese Studie belegt nach dem NETTER 1 Trial und zum ersten Mal in einer palliativen Erstlinienanwendung seine hohe Wirksamkeit im Vergleich zu einer konventionellen Behandlung mit einem hoch-dosierten Somatostatin-Analoga. Die Präsentation der Studienergebnisse ist bei nächsten internationalen onkologischen Kongressen zu erwarten.

Rückfragen & Kontakt:

Dr. Britta Fischill
Fischill PR
britta@fischill.at
+43 676 3039699